Nur vor der Wahl hat die normale Familie für die Grünen Bedeutung. Kinder sollen Eltern und Großeltern einwerben und sie nach der Wahl so richtig zur Kasse bitten.
Autorin : Birgit Kelle
In Zeiten des Wahlkampfs entdecken sogar die Grünen die normale deutsche Durchschnittsfamilie wieder als Potenzial. Ganz ohne Multikulti-Geschrei, ohne Hinweis auf diverse Lebensformen und Regenbogenfamilien, ohne kopfbetuchte Schulmädchen, bunte Hautfarben und allerlei erfühlte Geschlechter-Entdeckungen – also völlig vorbei an allen Zielgruppen, denen das amtierende, grüne Familienministerium unter Lisa Paus in dieser Amtsperiode eifrig zuarbeitet.
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Da muss sich jemand rechtzeitig zu den anstehenden Landtagswahlen in der grünen Marketingabteilung erinnert haben, dass es da doch auch eine Menge spießige, deutsche Standard-Ureinwohner gibt und die sollten als Wählerpotenzial ruhig mal an ihre Bringschuld für die nachfolgenden Generationen erinnert werden. Nun weiß auch der Grüne, dass die Beschimpfung der älteren Generation als Klimasünder, Kapitalisten, Faschisten, Rassisten, Fleischesser und überhaupt als alte weiße, dieselfahrende Kolonialisten rein psychologisch kein guter Start für eine langfristige Wählerbindung ist. Man versucht also lieber eine Charmeoffensive und folgt der uralten Wahlkampfweisheit: Kinder gehen immer!
Entsprechend blicken uns derzeit auf Wahlplakaten der Grünen Kulleraugen aus reinweißen Apfelbäckchen-Kindergesichtern an und die Kinderstimme fordert dann in direkter Ansprache Oma, Opa oder auch Mama und Papa: Bitte wähl für mich! Herzallerliebst.
Omi und ihr unemanzipiertes Hausfrauendasein
Ob Mama und Papa nun so gut auf die Grünen zu sprechen sind, weiß man nicht, zumal sie beide viel arbeiten müssen, um die steigenden Strom- und Benzinkosten und die neue Heizpumpe zu bezahlen, damit das kleine Reihenhaus nicht verpfändet werden muss, noch bevor es abbezahlt wurde. Aber die Omas und Opas im Land werden sicher sehr glücklich sein, dass die lieben Kleinen endlich gelernt haben „Bitte“ zu sagen, während man doch sonst aus der Generation Laura-Sophie nur zu hören bekommt, dass man die Erde auf ihre Kosten ausgebeutet habe. Opa als klassischer Vertreter des patriarchalen, alten, weißen Mannes gehört ja sonst zu jenem Teil der Familie, für den sich der auf der Straße klebende klimabewegte Enkel eher schämt.
Und Omi hat mit ihrem unemanzipierten Hausfrauendasein ihre Chancen als Frau doch auch mutwillig selbst ruiniert! Dazu wohnen beide energieintensiv auf viel zu vielen Quadratmetern im eigenen Haus, wo doch andere den vielen Wohnraum viel dringender brauchen. Hoffentlich gehen sie überhaupt wählen und sind nicht auf Kreuzfahrt in norwegischen Fjorden!
Man darf also gespannt sein, ob der Enkel-Trick der Grünen bei den Großeltern wirklich zieht, sind diese doch meist noch in Zeiten politisch und auch ökonomisch gestählt worden, als der Staat noch nichts zu verteilen hatte und Bundestagsabgeordnete noch eine Ausbildung besaßen. Sie stammen aus einer Zeit, in der Kinder den Mund hielten und zuhörten, wenn Erwachsene sprachen und man sich seinen Respekt bei den Älteren erst verdienen musste. Sie sind noch aus einer Zeit, in der Leistung sich noch lohnte, man Vermögen sparte und sowieso an die nächste Generation vererbte, weil man auch stolz sein durfte, etwas geschaffen zu haben. Ganz sicher gehören sie nicht zu jener Generation, die unbedingt moralische Nötigung braucht von einer Enkelgeneration, die auf glitzernden Wattebäuschchen großgezogen wird.
Eltern und Großeltern braucht es nur um zu bezahlen.
Wären die Grünen übrigens wirklich so sehr darauf erpicht, den Eltern und Großeltern der Kinder unseres Landes eine Stimme zu geben, damit diese „für sie wählen“, könnte die Ampelkoalition ja ein echtes Familienwahlrecht einführen, wie es schon seit Jahrzehnten als Vorschlag auf dem Tisch liegt: Eines, das Eltern für jedes Kind eine zusätzliche Stimme an der Wahlurne gibt.
Das könnte bei den Wahlergebnissen echte Erdrutsche verursachen, weil dann jene, die tatsächlich das Humankapital des Landes großziehen, mehr Gewicht haben. Aber das wollen die Grünen natürlich nicht, sie kämpfen lieber für die Absenkung des Wahlalters, damit die Kinder nicht mehr bitten müssen, sondern gleich selbst wählen. Die Eltern und Großeltern braucht man schließlich nur, um die Konsequenzen solcher Wahlergebnisse zu bezahlen.
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